Eltern als
Führungskraft
Work-Life-Blending: Freiheit oder Falle?
Hi, Ich bin Lisi, Mama von 3 Kindern, verheiratet, wohnhaft in Wien. Mein Beruf und meine Leidenschaft sind die Vereinbarkeit von Job und Privatem. Hier schreibe ich über meinen Blickwinkel
Warum Eltern für mich (oft) die besseren Führungskräfte sind
Ein Plädoyer für ein neues Verständnis von Leadership – zwischen Windeln, Meetings und Ownership
Wenn wir über Führung sprechen, denken viele an große Büros, lange Arbeitszeiten, ständige Erreichbarkeit und ein straffes Terminmanagement. (lies dazu auch gerne meinen letzten Blogbeitrag zu Work-Life-Blending) Was selten ins Bild passt: Kinder. Eltern. Teilzeit. Und doch wage ich heute die These: Eltern sind oft die besseren Führungskräfte.
Warum? Weil Eltern tagtäglich Führung leben – auch wenn sie es im Alltag zwischen Windeln, Schulstress und der nächsten Einkaufliste vielleicht nicht so nennen. Sie führen Familien, begleiten Kinder durch emotionale Hochs und Tiefs, organisieren, planen, priorisieren, kommunizieren unter Druck, bleiben empathisch, werten nicht ab, sondern führen vor. Für mich ist das Alles, was moderne Führung ausmacht. Leadership par excellence.
Elternschaft als größte Persönlichkeitsentwicklung
In meinem Podcast „Zwischen Windeln und Meetings“ habe ich dazu eine sehr persönliche Folge aufgenommen (Erscheinungsdatum: 05. September 2025). Denn für mich ist Elternschaft nicht nur ein Lebensabschnitt – sie ist die intensivste Form der Selbstentwicklung, die ich je erlebt habe. Und das Feedback aus meinen Coachings bestätigt: Vielen geht es ähnlich.
Es ist eine Reise zu uns selbst und so lehrreich wie noch keine Zeit in meinem Leben.
Elternschaft lehrt uns (ein Auszug):
- Selbstführung und Selbstwahrnehmung
- Gelassenheit in Krisensituationen
- Konfliktlösungskompetenz
- Empathie und emotionale Intelligenz
- Organisationstalent unter Druck
- Werteorientiertes Handeln
- Verantwortung übernehmen
Viele dieser Skills können im Businessumfeld nicht oder nur schwer trainiert werden. Sie entstehen durch echte Erlebnisse, durch emotionale Tiefe, durch den Wunsch, sich selbst weiterzuentwickeln. Diese Skills machen für mich gleichzeitig ein gutes Leadership aus.
Und trotzdem erleben Eltern beruflich sehr oft einen Karriereknick
So paradox es klingt: Ich denke, gerade weil Eltern all diese Fähigkeiten entwickeln, müsste man sie fördern und sich glücklich schätzen, wenn sie in den Betrieb zurückkehren.. Doch die Realität sieht viel zu oft anders aus. Nach der Karenz, beim Wiedereinstieg oder bei einer Reduktion auf Teilzeit, erleben viele:
- weniger Verantwortung
- den Entzug von großen Projekten
- degradierende Aufgaben
- stille Skepsis von Kolleg*innen und Vorgesetzten
Und das, obwohl die Kompetenz, das Wissen und die Motivation unverändert sind. Was fehlt, ist Vertrauen in die Wirksamkeit von Eltern – nicht ihre Fähigkeit.
Warum wir dringend neue Bilder von Führung brauchen
In Österreich ist die Präsenzkultur nach wie vor stark verankert. Man merkt es nicht nur daran, dass die Home-Office-Regelungen nach und nach wieder reduziert oder aufgehoben werden… Wer um 15:00 Uhr den Laptop zuklappt, gilt schnell als „nicht ambitioniert, nicht engagiert, nicht arbeitswillig“. Doch was sagt das wirklich aus? Hat nicht jemand, der in 25 Stunden dasselbe schafft wie andere in 40, eine enorme Kompetenz? Ist es nicht längst aus Studien bekannt und bewiesen, dass viele viele Teilzeit-„Muttis“ viel fokussierter und effizienter arbeiten?
Wir müssen anfangen, Leistung nicht an Stunden zu messen, sondern an Wirkung, an Output, an Ergebnissen. Eltern bringen genau dafür schon mal Ownership, Struktur und Fokus mit – weil sie müssen. Eltern bringen auch viel mehr Comittment mit, weil sie dreimal prüfen, ob die Organisation noch zu ihnen passt. Und genau das ist es, was moderne Organisationen brauchen.
5 Learnings aus der Elternschaft für gute Führung
In der Podcastfolge teile ich diese 5 Learnings, die ich aus 10 Jahren Elternschaft mitnehme – und die ich heute als Unternehmerin, als Team-Lead oder auch Coachin jeden Tag einsetze:
- Zuhören, bevor du steuerst. Nicht vorschnell bewerten, sondern verstehen wollen. Kinder lehren uns das täglich.
- Rahmen geben statt micromanagen. Struktur ja – Kontrolle janein. Wer Verantwortung gibt, erhält Kreativität & Innovation zurück.
- Kommunikation ohne Schuldzuweisung. „Du hast schon wieder“ „Warum kannst du nicht“ bringt weder in der Erziehung noch im Team etwas. Kommuniziere in Ich-Botschaften statt in Du-Botschaften.
- Konflikte begleiten statt eskalieren. Führung bedeutet für mich auch, Spannungen (mal) (aus) zu halten und zu moderieren, alle Seiten anzuhören. Kinder können richtig streiten …. puhhhh… das hatte ich im Team noch nie 🙂
- Vorleben statt vorgeben. Leadership beginnt mit Haltung, den eigenen Werten – und Vorbildwirkung. Eltern sind automatisch Role Models für ihre Kids und versuchen ihnen die beste Version ihrer selbst vorzuleben – das dilt auch als Führungskraft für das Team.
Was Unternehmen jetzt tun können
Ich wünsche mir einen anderen Blick auf Führung:
- Onboarding-Gespräche nach der Karenz, die auf Stärken fokussieren und diese auch wirklich wahrnehmen und einsetzen, kaum jemand wird gefragt, welche neuen Fähigkeiten sie während der Karenz entwickelt oder kennengelernt haben.
- Projektvergabe nach Kompetenzen, nicht nach Stundenanzahl, im Zweifel lässt sich sicher eine zweite Person für ein Co-Ownership für das Projekt finden… Fakt ist: nur weil jemand in Karenz war oder in Teilzeit arbeitet ist er/sie nicht weniger kompetent.
- Vertrauenskultur statt Präsenzpflicht, wenn wir Leistung nach Output messen, nicht nach Stundenanzahl, dann wird auch relativ schnell klar, wer die Stunden im Office „nur absitzt“ ohne wirklich wirksam zu sein.
- Anerkennung von Transferwissen zwischen Familie und Beruf. Viele Eltern wissen oft gar nicht, welcher Schatz an Skills ihnen mit dem ersten Kind in die Wiege gelegt wird., daher mache ich viele meiner Coahcing-Kundinnen darauf aufmerksam: „Achte auf alltagssituationen und reflektiere, wie viel Führungsqualität darin liegt“
Eltern haben oft viel mehr gelernt, als sichtbar ist. Doch sie werden zu selten danach gefragt.
mein Fazit
Führung muss neu gedacht werden. Weg von den 120%-Workaholics hin zu Leadern mit echter Haltung. Menschen, die Verantwortung übernehmen, wertebasiert handeln, Raum geben und mit Klarheit führen. Eltern bringen genau das mit.
Und wenn du selbst Elternteil bist: Sei stolz auf das, was du kannst. Und trau dich, es im Unternehmen sichtbar zu machen.
🎧 Die ganze Podcastfolge kannst du hier (ab 05.Sept. 2025) anhören: www.balanceup.at/podcast
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Alles Liebe,
Lisi Molzbichler
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Wer schreibt hier?

Ich bin Lisi Molzbichler & ich begleite dich gerne als Vereinbarkeits-Coachin oder Beraterin.
Ob du Führungskraft bist, HR-Verantwortliche*r oder selbst als Elternteil zwischen Windeln und Meetings jonglierst – ich unterstütze dich und dein Unternehmen dabei, Vereinbarkeit neu zu denken. Ohne Schuldgefühle. Ohne Dogmen. Dafür mit System, Herz und Strategie.
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